Die Hauptstraße ist in Wanne-Eickel seit jeher das Geschäftszentrum der Stadt. Zwischen der 1886/87 im neugotischen Stil errichteten evangelischen Christuskirche und der zwischen 1884 und 1892 ebenfalls in neugotischer Ziegelbauweise gebauten katholischen Pfarrkirche St. Laurentius siedelten sich um die Jahrhundertwende zahlreiche Kaufleute an.
Der Bau des neuen Bahnhofs und die Anlage der Winterstraße führten dazu, dass auch im südlichen Abschnitt der Hauptstraße hochwertige Geschäfte entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele dieser einst prächtigen Gebäude stark beschädigt oder zerstört. So entstanden dem Zeitgeist entsprechende Neubauten.
Ein besonders markanter Neubau wurde Mitte der 1950er-Jahre auf dem Eckgrundstück Hauptstraße 210 errichtet. Bereits zu Lebzeiten wurde das Haus nach Josef Peckelsen, einem Prokuristen der Firma Heitkamp, benannt. Nach der Fertigstellung war das „Peckelsen-Hochhaus“ auf vielen Postkarten zu sehen, so auch auf dem Titelmotiv dieses Beitrags (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).
NEUE STRASSEN UND PLÄTZE
Im Zusammenhang mit dem anschließenden Bau neuer Mehrfamilienhäuser wurde 1952 zwischen der Hauptstraße und der Wibbeltstraße (bis 1947 Scharnhorststraße) eine schmale Anwohnerstraße angelegt. Wie der Park am Bahnhof und die Wibbeltstraße lag auch sie auf der Fläche des 1927 an die Stadt Wanne-Eickel verkauften Buschmannshof. In Erinnerung daran gab man der Straße am 6. Juni 1952 den Namen „Am Buschmannshof“.
Die große Freifläche zwischen der neuen Anwohnerstraße und der Amtmann-Winter-Straße wurde in den folgenden Jahren als Abstellfläche genutzt. Auf der nachfolgenden Postkarte sehen wir den als „Amtmann-Winter-Platz“ bezeichneten Parkplatz im Jahr. Im Hintergrund ist ein zweiachsiger Einrichtungswagen auf der Linie 6 im Einsatz. Diese Fahrzeuge baute die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG in eigener Werkstatt auf den Fahrgestellen kriegszerstörter Triebwagen. Die Fahrer bezeichneten sie aufgrund ihrer hohen Zugkraft als „Elefanten“ (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).
Im Wanne-Eickeler Rathaus machte man sich derweil Gedanken über eine optimale Anbindung der westlichen Herner Straße an die Friedhofstraße und die Trasse der OW III – ein seit Mitte der 1920er-Jahre offenes Projekt, dessen Abschluss der Zweite Weltkrieg verhindert hatte.
Um die Straßenverbindung von der Herner Straße zur OW III realisieren zu können, mussten der Bahnhofsvorplatz umgebaut werden. Dazu gehörte insbesondere eine „Verschlankung“ der Straßenbahngleise vor dem Bahnhof und eine Verschwenkung der Straßenbahntrasse.
Um die Straßenverbindung sinnvoll zu kreuzen, mussten die Gleise der Straßenbahn um einige Meter nach Süden verschoben werden. In der Folge rückte auch die Weiterführung der Gleise in der Grünanlage näher an die Herner Straße. Die Trasse in der Amtmann-Winter-Straße wurde damit obsolet. Stattdessen liefen die Gleise jetzt in die Straße „Am Buschmannshof“. Der doppelgleisige Anschluss an die Hauptstraße wurde um etwa 50 Meter nach Süden verschoben.
Mit den Umbauarbeiten wurde 1960 am Hauptbahnhof Wanne-Eickel begonnen. In der Nacht vom 28. zum 29. April 1961 konnten die Bautrupps die neuen Gleise anschließen.
Anfangs wurde die neue Zentralhaltestelle „Am Buschmannshof“ von den Linie 1, 4 und 6 genutzt. Bereits am 1. Februar 1963 verabschiedete sich die „4“, am 16. August 1970 wurde die „1“ der Vestischen Straßenbahnen zwischen Herten und Wanne-Eickel eingestellt.
WANNES NEUE MITTE
Die Weichenanlage am Buschmannshof erinnerte noch für einige Zeit an die Verbindung nach Recklinghausen. Nach dem Abbau der Gleise und Weichen der „Vestischen“ gab es über viele Jahre keine Veränderung.
Das änderte sich erst im neuen Jahrtausend. Unter dem Arbeitstitel „Wannes Neue Mitte“ investierte die Stadt Herne von 2007 bis 2014 rund 10 Millionen Euro in die Neugestaltung der öffentlichen Flächen zwischen der Hauptstraße und dem Hauptbahnhof.
Das größte Einzelprojekt war die Modernisierung der Haltestelle „Am Buschmannshof“, die täglich von rund 6.000 Fahrgästen der Straßenbahnlinie 306 und der in Wanne-Eickel verkehrenden Omnibuslinien frequentiert wird. Markant ist insbesondere das im Juni 2013 fertiggestellte, 80 Meter lange Haltestellendach. 20 Betonsäulen tragen die futuristische Konstruktion. Der Entwurf stammt von Hummert Architekten aus Dansweiler bei Köln.