RATIONALISIERUNG

Der Kohletransport nach Bochum wurde über das Ende des Ersten Weltkriegs hinaus bis in die 1920er-Jahre fortgesetzt.

Die von der Westfälischen Straßenbahn dafür benötigten Güterwagen waren zunächst angemietete 10-Tonnen-Selbstentladewagen der Vestischen Kleinbahn GmbH.

Schon bald bemühte man sich, den Kohletransport rationeller zu gestalten. Diese wurden 1918 durch acht in eigener Werkstatt entstandene Selbstentladewagen (562 bis 569) ersetzt. „Spender“ der Fahrgestelle waren ausgemusterte Triebwagen der ehemaligen Märkischen Straßenbahn.

Als Zugfahrzeuge fanden bei der Westfälischen Straßenbahn zunächst Triebwagen aus dem Personenverkehr Verwendung, insbesondere die Falkenried-Triebwagen der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen und zwei von der Straßenbahn Herne – Sodingen Castrop übernomme Weyer-Triebwagen.

ELEKTROLOKOMOTIVEN

1918 wurden bei der Waggonfabrik Uerdingen insgesamt acht Elektrolokomotiven für die Kohletransporte bestellt. Sie sollten die bis dahin eingesetzten Triebwagen ablösen. Sie wurden dringend für den Linienverkehr benötigt.

Die zweiachsigen Maschinen wurden 1920 geliefert. Sie erhielten die Betriebsnummern 570 bis 578.

Eine dieser Lokomotiven sehen wir hier auf dem Beitragsbild (Privatfoto – Sammlung Wolfgang R. Reimann).

Die Lokomotiven kamen nur kurz im Güterverkehr zum Einsatz. Eine Lokomotive wurde bereits 1923 an die Saarbrücker Straßenbahn verkauft, eine weitere 1924 an die Straßenbahn Herne – Recklinghausen. Zwei Lokomotiven wurden 1926 zu Personentriebwagen umgebaut.

Aus einem Schreiben der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG vom 5. August 1920 an das Regierungspräsidum in Arnsberg geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt der Güterverkehr zur Bismarckhütte eingestellt war. Im Dezember 1924 beendete die Westfälische Straßenbahn auch mit anderen Kunden den Güterverkehr.

1925 wurden die Kohleverladeanlagen der Zeche Mont-Cenis abgebrochen.

MILCH AUS MARL-SINSEN

Eine kurze Episode des Straßenbahn-Güterverkehrs blieb der Transport von Milch aus Marl-Sinsen nach Sodingen durch die Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop. Sie waren notwendig geworden, nachdem über die Eisenbahn aufgrund der Auflagen der französischen Truppen keine Milchtransporte mehr durchgeführt werden konnten.

Für die von Juni bis November 1924 durchgeführten Fahrten nutzte die Gesellschaft zunächst die Gleise der Straßenbahn Herne – Recklinghausen und dann die Verbindung nach Sinsen der Vestischen Kleinbahn GmbH.

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