Um das Potenzial der Städteverbindung zwischen Herne und Recklinghausen bestmöglich auszuschöpfen, wurde die Strecke vom 3. November 1905 an über den Markt hinaus in Richtung Bahnhof weitergeführt.
Die neue Endstelle befand sich vor dem sogenannten Kunibertitor am Bahnhofs-Hotel. Einige Meter weiter östlich befand sich die Überführung der 1870 von der Köln-Mindener-Eisenbahn eröffneten Bahnlinie.
Mit einer weit ausladenden 90-Grad-Kurve wurde das Gleis vom Markt auf die Nordseite der Kunibertistraße geführt. Der Kurvenverlauf war notwendig, um den für die Vierachser notwendigen Mindestradius zu erreichen. Zugleich reduzierte die Gleisführung an Markttagen den Platz für die Händler.
Die Streckenlänge betrug 9,1 Kilometer.
Das Beitragsbild zeigt Triebwagen 10 auf einer 1912 gelaufenen Postkarte (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld) in der Kunibertistraße.
Die Motive der Bildfolge geben uns zunächst einen Eindruck von der Gleislage auf dem Marktplatz. Auf dem dritten und vierten Motiv sieht der Fotograf durch die Kunibertistrasse zum Kunibertitor. Dort entstand 1910 das Postkartenmotiv mit dem Bahnhofs-Hotel.
BAHNHOFS-ALLEE
Kurz nach der Verlängerung zum Kunibertitor, in den Jahren 1906 bis 1908, wurde die Strecke von der Endstelle am Kunibertitor über die damalige Bahnhofs-Allee (später Viktoriastraße) bis zum Bahnhof Recklinghausen weitergeführt.
Das letzte Teilstück der Strecke, von der Eingangsweiche der Ausweiche in der Kunibertistraße bis zum Bahnhof, wurde anfangs eingleisig ausgeführt.
Mit dem Bau der am 1. April 1909 eröffneten Straßenbahnverbindung nach Suderwich, die durch die Eisenbahnunterführung und anschließend über die Castroper Straße führte, wurde die Strecke in der Bahnhofs-Allee zweigleisig ausgebaut.
Mit dem weiteren Netzausbau errichteten die Recklinghausener Strassenbahnen zudem an der Castroper Straße nach Herten und Bottrop ihren dritten Betriebshof. Er wurde 1913 eröffnet und blieb bis 1982 in Betrieb.
KLEINER GÜTERVERKEHR
Im Ersten Weltkrieg stellte die Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen die Aufrechterhaltung des Linienverkehrs durch die Einstellung von Frauen sicher. Ebenso beteiligte er sich – das belegen historische Aufnahmen – in gewissen Umfang am Straßenbahngüterverkehr.
Ob die transportierte Kohle nur für den Eigenbedarf bestimmt war, muss nach der aktuellen Quellenlage offen bleiben. Die betriebseigene Kraftstation war bereits 1910 aufgegeben worden. Am 1. November 1909 hatte die Straßenbahn mit den Elektrizitätwerken der Städte Herne und Recklinghausen einen Vertrag über die Stromlieferung geschlossen. Dadurch konnten rund 10 Prozent der Stromkosten eingespart werden.
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