VICTORIASTRASSE


So klangvoll der Name auch war, als die elektrische Straßenbahn von Eickel zum Bahnhof Wanne eröffnet wurde, führte die Victoriastrasse in Eickel weitgehend durch unbebautes Gebiet. Das dokumentiert das von Siemens & Halske zur Dokumentation des Streckenverlaufs in Auftrag gegebene Foto aus dem Eröffnungsjahr der Straßenbahn (Siemens Historical Institute).

Heute ist diese Perspektive und Weitläufigkeit aufgrund der dichten Bebauung und des Baumbestandes kaum noch nachvollziehbar.

Im Hintergrund sind links die katholische St. Marien Kirche an der Herzogstraße und am Horizont rechts der Malakow-Turm der Schachtanlage Hannibal II zu sehen. Das links im Bild zu erkennende Wohnhaus an der heutigen Langekampstraße wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auf dem anschließenden Feld erstreckt sich heute der Sportpark Wanne-Süd. Die prägnanten Gasometer im rechten Bildteil in Höhe der Röhlinghauser Straße wurden in den 1950er-Jahren aufgegeben.

IMPULSE FÜR DIE STADTENTWICKLUNG

Für die weitere Entwicklung des Stadtgebiets zwischen Eickel und dem Bahnhof Wanne war die Eröffnung der Straßenbahn ein wichtiger Impuls. Sie trug dazu bei, dass die Felder an der Victoriastrasse schon bald bebaut wurden.

REICHSBANK

Zu den ersten Gebäuden gehörte die Filiale der Reichsbank auf halber Strecke zwischen der Gaststätte Oelmann und dem Kurhaus (heute Hauptstraße 127). Das Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von der Landeszentralbank genutzt. 1966 übernahm die evangelische Freikirche das Gebäude und baute es zum Gemeindezentrum Friedenskirche um. Am 25. November 2018 wurde der letzte Gottesdienst in der Friedenskirche gefeiert. Anschließend fusionierte die Baptistengemeinde mit der Gemeinde der Christuskirche in Herne.

LÖWENKIRCHE

Als zweiter markanter Neubau entstand ab September 1909 wenige Meter nördlich der Reichsbank die am 17. November 1912 geweihte katholische St. Joseph Kirche. Die Vorhalle der Kirche stützt sich auf drei Sandsteinsockel, die als Löwenplastik ausgeführt wurden. Deshalb wird die Kirche, die seit Februar 1992 unter Denkmalschutz steht, im Volksmund „Löwenkirche“ genannt.

Vom späteren Grundstück der Kirche wurde 1896 das Beitragsbild mit dem nach Wanne fahrenden Straßenbahnwagen aufgenommen. Das oben eingefügte Postkartenmotiv zeigt links das Gebäude der Reichsbank und rechts die St. Joseph Kirche, an deren Türmen noch gearbeitet wird (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

STADTHALLE

Zwischen der St. Joseph Kirche und dem Kurhaus errichte das Amt Eickel 1925 eine Ausstellungshalle. Im Juli 1925 wurde das Gebäude eingeweiht. Mit der Gründung der Stadt Wanne-Eickel erhielt das Gebäude die Bezeichnung „Stadthalle“.

Aufgrund ihrer speziellen Architektur hatten die Bürger in Wanne-Eickel zu diesem Zeitpunkt bereits einen eigenen Namen für das Gebäude gefunden. Sie bezeichneten es schlicht als „Käseglocke“. Dieser Spitzname war nicht nur eine Anspielung auf die äußere Form des Gebäudes. Er bezog sich auch auf den Lehrer Paul Käse, den das Amt Eickel mit der Auswahl der Innenausstattung betraut hatte.

Die folgende Postkarte aus dem Jahr 1936 zeigte die Stadthalle und die Josephskirche. Auf der inzwischen in Hindenburgstraße umbenannten ehemaligen Victoriastrasse ist ein Straßenbahnwagen der Linie 6 in Richtung Wanne Hbf. unterwegs (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

WANNE-SÜD

Bis auf die am 17. Januar 1942 nach einem Konzert abgebrannte Stadthalle sind alle genannten Gebäude noch vorhanden. Bis zur Gründung der Stadt Wanne-Eickel lagen sie alle auf dem Gebiet des Amtes Eickel. Heute wird der Bereich als „Wanne-Süd“ bezeichnet.

Am 27. Dezember 1963 fotografierte Wolfgang R. Reimann den nach Bochum fahrenden Triebwagen 256 in Höhe der Haltestelle „Am Solbad“. Der Zebrastreifen lag damals unmittelbar vor der St. Joseph Kirche.

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