BETRIEBSHOF EICKEL

Der 1907 ursprünglich für die Kommunale Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis errichtete Betriebshof in Eickel diente bis zur Aufgabe des Standortes im Jahr 1990 allen Verkehrsunternehmen in Wanne-Eickel. Nach der Kommunalen Straßenbahn zunächst der Westfälischen Straßenbahn, dann ab 1938 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, zunächst als Straßenbahn- und zuletzt als Omnibus-Betriebshof. Sogar Triebwagen der Vestischen Straßenbahn sollen zeitweise in Eickel abgestellt worden sein.

Das 10 Morgen (2,5 Hektar) große Grundstück an der Hordeler-Strasse wurde der Kommunalen Straßenbahn von der Gemeinde Eickel zur Verfügung gestellt. Mit dem Bau der Hochbauten wurde die Wiesbadener Bauunternehmung Dykerhoff & Widmann beauftragt.

NÜRNBERGER VORBILD

Nachdem zunächst eine fünfständige Halle in Ziegelbauweise geplant war, favorisierte die Baukommission letztlich eine innovative Konstruktion aus Eisenbeton. Für diese konnten die Pläne einer sechsständigen Halle verwendet werden, die Dykerhoff & Widmann zuvor für die Nürnberg-Fürther Straßenbahn errichtet hatte. Diese Halle war ausreichend bemessen, um alle 20 Triebwagen der „Kommunalen“ unterzustellen. Anders als in Nürnberg wurde die Wagenhalle am Standort Eickel an der südwestlichen Seite um einen rückwärtigen Anbau ergänzt, in dem die Loren für den Oberleitungsbau untergebracht wurden.

Der Bahnstrom wurde vom Elektrizitätswerk Westfalen übernommen. Um den Strom in die von der Straßenbahn benötigten 600 Volt Gleichstrom umformen zu können, war der Bau einer Umspannstation notwendig. Sie wurde hinter der Wagenhalle errichtet.

Im Januar 1907 wurde der Auftrag an Dykerhoff & Widmann erteilt. Der Auftrag für die Gleis- und Stromzuführungsanlage ging am 27. April 1907 an die Siemens-Schuckertwerke, die elektrische Ausstattung der Umformerstation wurde am 27. Juli 1907 beauftragt.

Die spät erteilten Aufträge führten dazu, dass die Streckenanlagen der Kommunalen Straßenbahn bedeutend früher landespolizeilich geprüft werden konnten als der Betriebshof und die Stromzuführunganlagen. Daher lag zwischen der Prüfung der Strecke am 18. Juni 1907 und der Eröffnung der Bahn fast ein halbes Jahr. Die offizielle Abnahme und Inbetriebnahme der Linie von Baukau nach Höntrop konnte erst am 16. Januar 1908 erfolgen und nicht, wie ursprünglich geplant, bereits am 1. Dezember 1907.

Die Aufnahmen der Bildfolge sind vermutlich rund um den Eröffnungstag der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen im Januar 1908 entstanden.

  • Die Wagenhalle in Eickel, aufgenommen am Eröffnungstag der Bahn im Januar 1908.
    Siemens Historical Institute

IM GEMEINSCHAFTSVERKEHR

In den Anfangsjahren diente der Betriebshof ausschließlich der Verbindung zwischen Baukau / Herne und Höntrop. Mit der Aufnahme des Gemeinschaftsverkehrs mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG am 16. September 1924 nutzten auch deren Fahrzeuge den Betriebshof. Im Gegenzug sah man die Triebwagen der Westfälischen Straßenbahn in den Gelsenkirchener Betriebshöfen an der Hochstraße und in Kray.

Am 12. März 1931 wurde der Gemeinschaftsverkehr der Westfälischen Straßenbahn GmbH und der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG aufgegeben. Fahrzeuge der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurden fortan nicht mehr in Eickel abgestellt, auch nicht, nachdem diese in Abwendung des drohenden Konkurses der „Westfälischen“ deren Betriebsführung übernommen hatte.

In dieser Zeit, Mitte der 1930er-Jahre, entstand das Titelbild dieses Kapitels. In der Wagenhalle in Eickel steht neben zwei abgestellten Fahrzeugen ein als Betriebsreserve für die Linie G ausgeschilderter Wagen (Bildarchiv der Stadt Herne).

EINSTELLUNG UND WIEDERERÖFFNUNG

Nach dem endgültigen Konkurs der Westfälischen Straßenbahnen GmbH wurde der Betriebshof Eickel Anfang 1938 geräumt und zunächst als Lagerhalle, unter anderem für Getreide, vermietet.

Bereits am 14. April 1938 beantragte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG beim Regierungspräsidium Arnsberg und der Bahnaufsicht in Essen den Bau eines neuen Zufahrtgleises zum Betriebshof Eickel, um diesen als Abstellhalle für die Linien 6 und 16 weiter nutzen zu können. Dazu sollte von der Eickeler Straße eine Gleisverbindung zu den noch in der Straße „Auf der Wenge“ liegenden Gleisen der ehemaligen Westfälischen Straßenbahn hergestellt werden. Da die Stadtverwaltung keine Bedenken hatte, wurde der Antrag umgehend genehmigt.

Im Juni und Juli 1943 wurde der Straßenbahnverkehr auf den Linien 6 und 16 durch schweres Bombardement lahmgelegt. Erst am 17. April 1944 konnte der Linienverkehr wieder aufgenommen werden. Am 7. November 1944 jedoch wurde der Verkehr nach der Zerstörung der Wagenhallen in Gelsenkirchen und Wiemelhausen gänzlich eingestellt. Das Depot in Eickel blieb zunächst verschont. 1945 wurde jedoch auch die Wagenhalle in Eickel getroffen.

Fast eineinhalb Jahre später, am 5. April 1946, wurde der Straßenbahnverkehr in Wanne-Eickel wieder aufgenommen. In mühevoller Kleinarbeit hatte die Belegschaft die Strecken und den Betriebshof Eickel, der jetzt wieder den Linien 6 und 16 diente, notdürftig hergerichtet.

OMNIBUSBETRIEBSHOF

Zunächst sollte der Betriebshof als Straßenbahnbetrieb weitergeführt werden. Bei laufendem Straßenbahnverkehr begannen die Arbeiten für den Neubau der Wagenhalle.

Während der Aufbauarbeiten fiel die Entscheidung, dass der Betriebshof nunmehr ausschließlich Omnibusse beherbergen sollte. Deshalb wurde der Straßenbahnverkehr am 24. April 1950 endgültig beendet, nachdem der Rohbau der ursprünglich für einen kombinierten Straßenbahn-, Omnibus- und Obusverkehr konzipierten Wagenhalle bereits abgeschlossen war.

Am 20. Dezember 1950 wurde der Betriebshof Eickel als reiner Omnibusbetriebshof offiziell in Betrieb genommen.

Die Abstellmöglichkeiten des Omnibusbetriebshofes wurden in den folgenden Jahren mehrfach ausgebaut: Zunächst durch den Bau einer zweiten Halle, dann um eine bis 1988 angemietete, dezentrale Abstellfläche für Gelenkomnibusse an der Hordeler Straße.

ANWOHNERPROTESTE

Inzwischen ist der Omnibusbetriebshof Eickel Geschichte. Anwohnerproteste, die sich insbesondere gegen die Fahrten auf der angemieteten Freifläche, aber auch gegen den Betriebshof selbst richteten, führten Ende der 1980er-Jahre zu einem Neubau auf einer Industriebrache am Exterbruch 2 in Gelsenkirchen-Ückendorf.

1990 wurde der Betriebshof Eickel durch den neuen Omnibusbetriebshof Ückendorf abgelöst. Erhalten blieb das von den Straßenbahnern als „Villa Eickel“ bezeichnete Verwaltungsgebäude. Die übrigen Flächen wurden mit einer Seniorenresidenz überbaut.

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