VON RECKLINGHAUSEN

Das Projekt einer Straßenbahnverbindung von Recklinghausen nach Herne geht, anders als andere, vergleichbare Vorhaben auf eine Bürger-Petition aus dem Jahr 1882 zurück. Damals forderte eine große Zahl von Bürgern vom Magistrat der Stadt Recklinghausen den Bau einer Pferdebahn von Recklinghausen nach Herne. Das Vorhaben hatte keinen Erfolg.

Mit dem geplanten Bau der Straßenbahn von Bochum nach Herne wurde das Thema wieder aktuell. Am 2. Januar 1893 beschloss der Magistrat der Stadt Recklinghausen, eine Straßenbahn-Kommission einzusetzen. Am 26. Januar 1893 informierte man den Landeshauptmann von Westfalen über das Vorhaben, verbunden mit der Bitte, die Provinzialstraße für die Straßenbahn nutzen zu können.

Dieser lehnte mit Schreiben vom 14. März 1893 eine entsprechende Unterstützung ab. Zudem verwies er darauf, dass es sich auch bei der Straßenbahn von Bochum und Herne zunächst nur um einen Versuch handelte.

Der Magistrat der Stadt Recklinghausen gab nicht auf. Er gewann die Gemeinden Herne und Baukau für den gemeinschaftlichen Bau der Straßenbahn. Am 17. und 23. Januar 1894 wurden ein entsprechender Vertrag geschlossen und eine neue, gemeinsame Straßenbahn-Kommission eingesetzt.

Die Arbeit der Kommission mündete in ein konkretes Projekt: Am 4. Februar 1896 wurde der für den Bau der Straßenbahn notwendige Gesellschaftervertrag geschlossen. Anteilseigner waren die Stadt Recklinghausen mit drei Sechsteln, die Gemeinde Herne mit zwei Sechsteln und die Gemeinde Baukau mit einem Sechstel. Nach der Verleihung der Stadtrechte (1. April 1897) und der Eingemeindung von Baukau am 1. April 1908 wurde die Stadt Herne mit 50 Prozent Anteilseigner.

Das neue Unternehmen erhielt den Namen „Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen“. Nach der Eingemeindung von Baukau wurde dieser in „Straßenbahn Herne – Recklinghausen“ verkürzt.

Bereits wenige Tage nach der Abfassung des Gesellschaftervertrages, am 9. Februar 1896, konnte der Herner Amtmann Hermann Schaefer den Bau und die beabsichtigte Verpachtung der Bahn öffentlich ausgeschreiben.

Das Beitragsbild zeigt Recklinghausen in den 1940er-Jahren (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld). 1236 erhielt der Ort Stadtrechte. Seit 1815 ist Recklinghausen das Zentrum eines weitreichenden Landkreises im Norden des Ruhrgebiets. Dieser ist weitgehend deckungsgleich mit dem „Vest Recklinghausen“, einer Bezeichnung, die später namensgebend für die Straßebahnlinien der Region sein sollte.

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