Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieben die Gleisanlagen der Straßenbahn vor dem Bahnhof Wanne unverändert in Betrieb. In den ersten Nachkriegsjahren wurde auf der nördlichen Seite das äussere Gleis entfernt – vermutlich um mehr Platz für den Individualverkehr zu gewinnen. Gleichzeitig wurden die Betriebsabläufe angepasst: Das südliche und das nördliche Gleis nutzten die mit Beiwagen verkehrenden Linien 1 und 6, die zum Wenden der kompletten Garnitur das Gleisdreieck benötigten. Das mittlere Gleis war den Linien 16 und 4 vorbehalten.
NEUGESTALTUNG DES BAHNHOFSVORPLATZES
Im Zusammenhang mit der Verlegung der Straßenbahntrasse von der Winterstraße in die Straße „Am Buschmannshof“ wurde der Bahnhofsvorplatz grundlegend verändert. Die Arbeiten wurden im Frühjahr 1960 aufgenommen. Auslöser war der Wunsch, vor dem Empfangsgebäude einen modernen Busbahnhof mit fünf Bahnsteigen anzulegen und darüber hinaus auch den verbleibenden Bahnhofsvorplatz großzügiger zu gestalten.
Der dafür notwendig Platz wurde durch die Reduktion der Straßenbahnendstelle auf zwei Gleise gewonnen. Dies war möglich, nachdem inzwischen auf den Wanner Linien auf einen Beiwagenbetrieb meist verzichtet wurde.
SCHLEIFE STATT DREIECK
Als Wende- und Standplatz für die Straßenbahn wurde als Ersatz für das Gleisdreieck eine um den Wanner Hochbunker geführte Wendeschleife angelegt. Ursprünglich sollte diese zweigleisig sein. Gebaut wurde sie eingleisig mit einem Ausweichgleis.
Das innere Gleis der Schleife „gehörte“ in den nächsten Jahren den auf der Linie 1 üblichen Umbau-Gelenktriebwagen der Vestischen Straßenbahnen. Das äußere Gleis nutzte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG mit den nunmehr bevorzugt auf der Linie 6 eingesetzten Einrichtungswagen und anfangs auch mit den meist solo fahrenden KSW-Triebwagen im Auslaufbetrieb der 1963 eingestellten Linie 4.
Der Busbahnhof, den wir auf der folgenden Postkarte im August 1962 sehen (Verlag Heinrich Koch, Essen – Sammlung Ludwig Schönefeld) wurde am 3. März 1961 in Betrieb genommen. Die neue Gleisschleife folgte aufgrund von Lieferengpässen der Stahlindustrie erst einige Monate später. Passend zur Eröffnung des elektrischen Zugbetriebs in Wanne-Eickel am 27. Mai 1961 hatte nunmehr auch der Bahnhof ein neues Entrée.
ERNEUTER UMBAU NACH 30 JAHREN
1999 wurde der Bahnhofsvorplatz erneut umgestaltet. Die Straßenbahn wurde in die Gestaltung des Platzes vollumfänglich mit einbezogen. Der Busbahnhof entfiel zugunsten einer neuen Zentralhaltestelle für Bahnen und Busse am Buschmannshof. Das Ausweichgleis der Wendeschleife am Hochbunker entfiel.
Der zuvor namenlose Bahnhofsvorplatz erhielt am 22. Juni 1993 zu Ehren des Schauspielers Heinz Wilhelm Rühmann (1902 – 1994) den Namen „Heinz-Rühmann-Platz“. Als Sohn des langjährigen Pächters der Bahnhofsgaststätte in Wanne-Eickel, Hermann Rühmann, hatte Heinz Rühmann seine Kindheit im Wanner Bahnhof verbracht, bevor der Vater 1913 das neu eröffnete „Hotel Handelshof“ übernehmen konnte.
Das Titelbild dieses Kapitels wurde am 12. April 1966 in der Schleife hinter dem Hochbunker aufgenommen. An diesem Tag stand hier Triebwagen 251 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG neben dem Umbau-Gelenktriebwagen 393 der Vestischen Straßenbahnen GmbH (Foto Dieter Höltge – Sammlung Stefan Höltge).