WANNES TOR ZUR WELT

Nach zwei Jahren Bauzeit wurde der neue Bahnhof in Wanne am 19. Juni 1913 eröffnet. Damit erhielt das noch selbständige Amt Wanne einen der größten Bahnhöfe in Deutschland, lange bevor die aufstrebende Industriemetropole Stadtrechte erhielt. Das gab es damals nur im Ruhrgebiet.

Die hier als Titelbild gezeigte Postkarte wurde von Cramers Kunstanstalt in Dortmund zur Eröffnung des Bahnhofs publiziert. Etwas belebter ist das zur gleichen Zeit publizierte Postkartenmotiv der Dortmunder Kunstanstalt Hermann Lorch, das wir am Ende des Kapitels sehen (beide Sammlung Ludwig Schönefeld).

Als die Postkartenmotive aufgenommen wurden, war die Endstellenanlage der Straßenbahn noch nicht in Betrieb. Grund dafür waren Verzögerungen bei der Lieferung der notwendigen Weichen – eine Folge des von allen Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet mit Hochdruck vorangetriebenen zweigleisigen Ausbaus stark frequentierter Strecken.

SCHLEIFENFAHRT

Die Planung sah vor dem Empfangsgebäude eine viergleisige Endstellenanlage vor. Um insbesondere Straßenbahnzügen mit einem oder mehreren Beiwagen aufwendige Rangierfahrten zu sparen, sollte für sie – ähnlich wie zwei Jahre zuvor in der Vohwinkel-Strasse in Gelsenkirchen – eine großzügige Wendeschleife gebaut werden. Deren Gleise sollten über die östliche Herner-Strasse, die Heid-Strasse und die Friedhof-Strasse geführt werden. Der entsprechende Plan wurde im Rahmen eines ausführlichen Berichts der Gelsenkirchener Zeitung zwei Tage vor der Eröffnung des Bahnhofs publiziert. Bereits vorgesehen war die Weiterführung der Straßenbahn nach Eickel II und Herne.


BESTÄNDIGES PROVISORIUM

Da die Lieferprobleme der auch in den folgenden Monaten anhielten, wurden die Straßenbahnlinien erst nach und nach von ihren bisherigen Endstellen zum neuen Bahnhof geführt. Die viergleisige Endstelle wurde gebaut, die Gleisschleife jedoch blieb ein unvollendetes Provisorium: In der Heid-Strasse wurden auch in späteren Jahren keine Gleise verlegt. Bis auf 72 Meter Schiene in der östlichen Herner Strasse blieb auch das Projekt des Netzausbaus westlich des Bahnhofs bis zu einem Neubeginn 1921 erst einmal liegen.

WINTERFAHRPLAN 1913

Als erste Straßenbahnlinie fuhr die Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne zum Bahnhof. Stichtag für sie war der Wechsel zum Winterfahrplan am 29. September 1913. Die aus Gelsenkirchen kommende Linie 3 konnte den Bahnhof ab Ende 1913 erreichen, die Linie 6 aus Bochum folgte Anfang 1914.

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