BETRIEBSHOF SODINGEN

Für den Bau des Betriebshofes der Straßenbahn Herne – Sodingen wurde ein Grundstück an der heutigen Straße „Auf dem Rohde“ in Sodingen erworben. Es befand sich hinter dem heute noch vorhandenen Eckhaus der damaligen Gastwirtschaft Möller (Mont-Cenis-Straße 197).

Anders als die benachbarte Kleinbahn Bochum – Gerthe – Harpen, die ihren Betriebshof mit einer prächtigen Gründerzeit-Fassade ausgestattet hatte, war der Betriebshof in Sodingen ein reiner Zweckbau. Er bestand in seiner Grundstruktur aus einfachen Holzhallen mit gemauerten Seiten- und Rückwänden. Für das Personal und die Administration gab es Aufenthalts- und Büroräume auf der Nord- und Südseite der Wagenhalle. Darüber hinaus gab es auf dem Betriebshofsgelände ein Wohnhaus für den Betriebsleiter.

In den Anfangsjahren beherbergte der Betriebshof sowohl die Fahrzeuge der Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop als auch die drei Triebwagen der im Oktober 1908 eröffneten Straßenbahn der Stadt Herne. Als die Betriebsführung dieses kommunalen Unternehmens im August 1910 der Kleinbahn Bochum-Castroper Straßenbahn GmbH übertragen wurde, verblieb in Sodingen allein die Bereitstellung und Unterhaltung der „eigenen“ Fahrzeuge.

Die Hallen des Betriebshofes wurden 1914 und 1921 erweitert. Nach diesem Ausbau gab es drei Wagenhallen. Die mittlere und südliche Wagenhalle verfügten über jeweils drei Gleise, auf denen jeweils vier zweiachsige Trieb- oder Beiwagen abgestellt werden konnten.

Die nördliche, mit zwei Gleisen ausgestattete Halle wurde als Werkstatt und Baulager genutzt. Hier gab es entsprechende Untersuchungsgruben. Auch der zur Wartung der Oberleitungsanlagen beschaffte Turmwagen – ein von Pferden gezogenes Straßenfahrzeug – wurde hier abgestellt. Nicht bekannt ist, ob darüber hinaus weitere Arbeits- oder Dienstfahrzeuge vorhanden waren.

Den Strom für die Straßenbahn (550 Volt Gleichstrom) lieferte über die gesamte Betriebszeit der Straßenbahn das Elektrizitätwerk der Stadt Herne. Aus diesem Grund konnte auf eine Kraftzentrale auf dem Betriebshofsgelände verzichtet werden.

Das Freigelände der Anlage war im Vergleich zu anderen Betrieben recht knapp bemessen. Hier gab es lediglich den Platz, den eine Gleisharfe für die Zuwegung zu den Hallen benötigte.

Die Zufahrt zum Betriebshof erfolgte über ein Gleisdreieck von der Mont-Cenis-Straße an der Einmündung der Straße „Auf dem Rohde“. Nach dem doppelgleisigen Ausbau der Mont-Cenis-Straße zweigten die zum Betriebshof führenden Gleise vom nördlichen Gleis (Richtungsgleis Herne) ab.

Das Beitragsbild entstand vermutlich 1916 zum 10jährigen Bestehen der Straßenbahn: Ein Teil der Fahrer und Schaffner war zum Militärdienst eingezogen. Die Dienste der Schaffner hatten Frauen übernommen. In der dritten Reihe sehen wir einen im Heer dienenden Straßenbahner, der seinen Heimaturlaub für einen Besuch im Betriebshof nutzt. Unter den Zivilisten in der ersten Reihe befindet sich auch der Direktor der Bahn.

Einen Einblick in die Betriebsabläufe vermitteln die nachfolgenden Aufnahmen. Sie wurden 1927 von städtischen Fotografen für eine im folgenden Jahr Deutschen Architektur- und Industrie-Verlag Berlin publizierte Imagepublikation der Stadt Herne aufgenommen.

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  • Die Triebwagen 11 und 10 sowie zwei Beiwagen warten in der südlichen Wagenhalle auf den Einsatz.
    Bildarchiv der Stadt Herne.