ECHTE HERNER

Zum Betrieb der Straßenbahnlinie Herne – Kolonie Constantin IV/V wurden drei Straßenbahnwagen benötigt. Während die Straßenbahn der Stadt Herne auf das Personal, die Wagenhalle und die Werkstatt der Straßenbahn Herne – Sodingen zurückgreifen konnte, musste sie für den Betrieb ihrer Linie einen eigenen Fahrzeugpark bereitstellen.

Dabei orientierte man sich an den Typen, die die Waggonfabrik Falkenried in Hamburg 1907 in einer Ausführung mit sechs Fenstern für die Kommunale Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen (Triebwagen 1 bis 19) entwickelt hatte. Eine Ausführung mit acht Fenstern wurde zeitgleich für die Recklinghausener Straßenbahn gebaut (Triebwagen 11 bis 24).

Die für die Straßenbahn der Stadt Herne gebauten achtfenstrigen Triebwagen hatten 24 Sitz- und 16 Stehplätze. Die Wagenlänge betrug 10,20 Meter, die Wagenbreite 2,10 Meter.

Auf Wunsch des Verwaltungs-Ausschusses der Straßenbahn der Stadt Herne erhielten die Wagen einen hellgelben Anstrich, ähnlich dem der Straßenbahn  Herne – Baukau – Recklinghausen. Auf die Seitenwände wurde das Herner Stadtwappen lackiert.

Bei der Straßenbahn der Stadt Herne wurden die Wagen unter den Betriebsnummern 1 bis 3 eingereiht. Das Beitragsbild zeigt Triebwagen 1 vor der Auslieferung 1908 auf dem Hof der Waggonfabrik Falkenried in Hamburg (Waggonfabrik Falkenried – Archiv Hamburger Hochbahn AG).

Die neuen Triebwagen bewährten sich im täglichen Einsatz. Dennoch wurde der Wagentyp bei der Straßenbahn der Stadt Herne und später bei der Westfälischen Straßenbahn nicht mehr beschafft. Dagegen ließ die Recklinghausener Straßenbahn 1909 bei der Waggonfabrik Falkenried noch einmal 13 dieser Fahrzeuge für ihr Bottroper Netz bauen (Triebwagen 101 bis 113).

1910 erhielt die Straßenbahn der Stadt Herne für die Streckenergänzung nach Gerthe ein weiteres Fahrzeug. Dieser Wagen, den die Düsseldorfer Waggonfabrik Weyer nach dem Muster der im selben Jahr für die Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop  entwickelten Wagen,  gebaut hatte, kam jedoch kaum zum Einsatz. Im Oktober 1911 wurde der Wagen gegen die Triebwagen 5 und 6 der Straßenbahn Herne – Sodingen -Castrop eingetauscht. Diese wurden unter den Nummern 4 (II) und 5 in den Bestand der Straßenbahn der Stadt Herne eingereiht. Hersteller war 1906 die Düsseldorfer Waggonfabrik Weyer.

1912 wurden alle Fahrzeuge der Straßenbahn der Stadt Herne von der Westfälischen Straßenbahn übernommen. Die Wagen 1 bis 3 erhielten die Betriebsnummern 14 bis 16. Unter den Nummern 17 und 18 wurden die Wagen 4 und 5 in den Wagenpark eingereiht.

Nach der Übernahme der Westfälischen Straßenbahn durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurden die zumeist im Güterverkehr als Zugmaschine eingesetzten und deshalb recht abgewirtschafteten Wagen 17 und 18 ausgemustert. Die Falkenried-Wagen behielten zunächst die Nummern 13 bis 16.

Triebwagen 14 (später 20) wurde 1944 bei einem Luftangriff in Witten schwer beschädigt, konnte aber in der eigenen Werkstatt wieder aufgebaut werden. Er war noch bis 1958 im Einsatz. Auf den Fahrgestellen der beiden übrigen Wagen wurden 1954 neue Einrichtungswagen aufgebaut.

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