ZUR STADTGRENZE

Vom 1. August bis zum 23. Dezember 1913 bereitete die Bauabteilung der Westfälischen Straßenbahn den Brückenbau in Horsthausen vor. Der Regierungspräsident in Arnsberg erteilte am 6. Januar 1914 die Genehmigung für die Überführung über die Zechenbahn.

Am 19. Februar genehmigte die Aufsichtsbehörde auch eine Verstärkung der bereits vorhandenen Brücke über den Horsthauser Stichkanal, so dass auch diese für den Straßenbahnverkehr durch eine seitlich angesetzte Brückenfahrbahn ertüchtigt werden konnte.

In der Zeit vom 1. März bis zum 29. Mai 1914 wurde die Brücke montiert. Die Gute-Hoffnungs-Hütte (GHH) in Sterkrade hatte dafür den Zuschlag erhalten. Die lichte Höhe sollte 5,25 Meter betragen. Das zentrale Brückenelement hatte zwischen den gemauerten Widerlagern eine Spannweite von 18 Metern. Als Vorsorge gegen Bergschäden ruhte die Rampenkonstruktion auf 17 Pendelstützen.

Erstmals befahren wurden die Straßenbahnbrücke und die Kanalbrücke am 18. Mai 1914. Die Brücke über den Stichkanal erwies sich jedoch zunächst als zu schwach. Sie wurde auf Kosten der Stadt Herne entsprechend verstärkt.

Die landespolizeiliche Prüfung der Brücke fand am 30. Mai 1914 statt. Am Nachmittag wurde an Ort und Stelle die behördliche Belastungsprobe vorgenommen.

Das nachfolgende, stark retuschierte Foto aus dem Bildarchiv der Stadt Herne zeigt einen Straßenbahnwagen der Westfälischen Straßenbahn Anfang der 1920er-Jahre auf der Rampe zwischen Horsthausen und dem Stichkanal. Im Bildmittelpunkt ist die Trasse der Anschlussbahn Friedrich der Große zu erkennen:

ÜBER DIE HERNER KÖNIG-LUDWIG-STRASSE

Parallel zum Bau der Brücke begann am 16. März 1914 der Streckenausbau zwischen dem Stichkanal in Horsthausen und der Herner Stadtgrenze. Anfang Juli konnte der Probebetrieb aufgenommen werden.

Auf der Herner König-Ludwig-Straße (heute Horsthauser Straße) lag das Gleis auf der westlichen Straßenseite. Die Streckenlänge von der vorübergehenden Endstelle in der Viktoriastraße, die inzwischen in Roonstraße umbenannt worden war, bis zur Stadtgrenze Herne betrug 1,44 Kilometer, die Gleislänge 1,52 Kilometer.

In der König-Ludwig-Straße wurde eine Ausweiche an der Stadtgrenze angelegt. Außerdem baute die Westfälische Straßenbahn im Hinblick auf den durch die Erweiterung veränderten Fahrplan eine neue Ausweiche in der Fabrikstraße.

Am 24. Juli 1914 wurde die Strecke von der Zeche Friedrich der Große bis zur Herner Stadtgrenze landespolizeilich abgenommen. Noch am selben Tag nahm die Westfälische Straßenbahn den Linienverkehr auf. Der Regierungspräsident hatte am 18. Juli die Betriebserlaubnis bis zum Jahresende 1960 erteilt.

Das Titelbild dieses Kapitels entstand vermutlich nach der Abnahme der Brücke über den Stichkanal in Horsthausen. Auf der Brücke ist Triebwagen 202 bereits im hellen Lack der Westfälischen Straßenbahn zu erkennen (Bildarchiv der Stadt Herne).

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