GLÜCKAUFPLATZ

Parallel zum Bau der Überführungen am Bahnhof Wanne wurden die Straßenbahntrassen zweigleisig ausgebaut. Auf der Nordseite der Bahn wurde ein ebenfalls doppelgleisiger Abzweig angelegt, um die aus Gelsenkirchen kommende Strecke in die über die Hauptstrasse zum Bahnhof führende Trasse einfädeln zu können.

Die Bauarbeiten wurden 1909 aufgenommen. Als im folgenden Jahr das Titelbild dieses Beitrags aufgenommen wurde, war man gerade dabei, die Gleise und Weichen für die Straßenbahn zu verlegen. Das Foto zeigt Arbeiter an der Einmündung der Gelsenkircher- in die Hauptstrasse beschäftigten Arbeiter. Vermutlich wurde es unmittelbar nach der Fertigstellung der nördlichen Bahnhofsbrücke aufgenommen (Bildarchiv der Stadt Herne).

Durch die Verlegung der neuen Gleise und die damit einhergehende Gestaltung des Umfeldes entstand eine neuer innerstädtischer Platz: der Glückaufplatz.

Die Wanner Hauptstraße wurde 1918 in Hindenburgstraße umbenannt. Die folgende Ausschnittvergrößerung zeigt einen am Glückaufplatz von der Hindenburgstraße in die Gelsenkircher Straße abbiegenden Straßenbahnwagen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Nachdem der Glückaufplatz anfangs ein rein funktionaler Verkehrsplatz war, erfolgte ab Mitte der 1920er-Jahre ein Um- und Ausbau, durch den der Platz zum repräsentativen Eingang der Wanner Innenstadt wurde.

Auslöser für die Neugestaltung war der Ausbau der Herner Straße zwischen der 1926 in „Hindenburgstraße“ umbenannten Hauptstraße und dem Hauptbahnhof.

DREI-MÄNNER-ECKE

Mit den Umbauarbeiten wurde 1927 begonnen. Um den für die deutlich breitere Straße notwendigen Bauraum zu gewinnen, musste der angrenzende Bahndamm mit einer Stützmauer abgefangen werden.

Der aus Wanne-Eickel stammende Kunstpädagoge Wilhelm Braun erhielt den Auftrag, die Stützmauer ergänzend zur Verputzung auch künstlerisch zu gestalten. Er entwarf als Schmuck für die Mauer drei Skulpturen: Eisenbahner, Bergmann und Schiffer. Sie repräsentierten die Säulen des Wirtschaftslebens in der Stadt.

Heute stehen die aus Muschelkalk gestalteten, 1,70 Meter hohen Statuen im Emschertalmuseum. Dennoch sind sie weiterhin auch im Stadtzentrum präsent: Neu angefertigte Kopien der Wanner Männer schmücken seit 2003 den Heinz-Rühmann-Platz vor dem Hauptbahnhof.

Am 16. August 1927 wurden die Statuen am Glückaufplatz aufgestellt. Seither heißt der Platz im Volksmund „Drei Männer Ecke“.

GLÜCKAUF-HAUS

Unmittelbar nach der Fertigstellung der Herner Straße wurde auch die Nordseite des Platzes bebaut. Hier errichtete das Haushaltswarengeschäft Bresser & Sohn zwischen Mai und November 1930 ein modernes Wohn- und Geschäftshaus. Zum Gebäudekomplex gehörten das Eckhaus mit den Geschäftsräumen sowie 24 Wohnungen im Seitenflügel. Das neue Gebäude erhielt die Bezeichnung „Glückauf-Haus“.

Die folgende Postkarte zeigt den Glückaufplatz im Jahr 1935. Rechts an der Stützmauer sind die „Drei Männer“ zu erkennen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

KRIEGSZERSTÖRUNG UND NEUAUFBAU

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Glückaufplatz stark in Mitleidenschaft gezogen. Die drei Skulpturen an der Stützmauer jedoch blieben unversehrt.

Das beschädigte Geschäftshaus von Bresser & Sohn an der Hauptstraße wurde Anfang der 1950er-Jahre durch einen Neubau ersetzt. Am 24. Dezember 2014 wurde das traditionsreiche Kaufhaus geschlossen.

In der jüngsten Vergangenheit gab es am Glückaufplatz noch mehrfach tiefgreifende Veränderungen. Nachdem in den 1980er-Jahren auf der Westseite des Platzes ein Parkhaus errichtet worden war, machte dieses vor einigen Jahren Platz für eine neues Großkaufhaus 4.000 Quadratmetern Verkaufsfläche.

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