BAHN STATT BUS

Parallel zu den Bemühungen, Hiltrop mit Omnibussen an die umliegenden Zentren anzuschließen, regten die Stadt Herne und die Westfälische Straßenbahn den Bau einer Straßenbahnlinie von der Kolonie Constantin IV/V nach Hiltrop an. In diesem Zusammenhang sollte die Strecke in der Wiescherstraße von der Einmündung der Goethestraße in Herne bis zur Stadtgrenze zwischen Bochum und Herne erwogen zweigleisig ausgebaut werden.

Am 2. März 1928 legte die Westfälische Straßenbahn dem Magistrat der Stadt Herne erste Pläne für den zweigleisigen Ausbau der Wiescherstraße vor. Am 16. März 1928, wurden die Pläne durch die Stadt genehmigt. Der Der Regierungspräsident in Arnsberg stimmte am 21. Juli 1928 zu. Daraufhin begann die Stadt Herne mit den Vorbereitungen für den Ausbau der Wiescherstraße.

Zwischen der Goethestraße in Herne und der Kolonie Constantin konnte die Westfälische Straßenbahn am 27. Mai 1929 mit den Gleisbauarbeiten beginnen. Am Abzweig Kronenstraße wurde eine elektrische Weiche eingebaut. Am 27. September 1929 wurde der zweigleisige Straßenbahnverkehr auf der Wiescherstraße aufgenommen.

FORTFÜHRUNG NACH HILTROP

Bereits während der Bauarbeiten in der Wiescherstraße hatte die Westfälische Straßenbahn auch erste Gleise in Richtung Hiltrop verlegt. Als der zweigleisige Verkehr zwischen Herne und der Kolonie Constantin aufgenommen wurde, waren die Arbeiten bereits weit fortgeschritten. Am 1. Dezember 1929 war die Strecke fertiggestellt. Am selben Tag wurde die neue Linie „D“ Herne Bahnhof – Kolonie Constantin IV/V – Hiltrop eröffnet.

Kurz nach dem zweigleisigen Abzweig nach Gerthe wurde die Hiltroper Strecke eingleisig. Sie lag überwiegend auf der östlichen Straßenseite der Wiescherstraße. An der Hiltroper Kirche schwenkte das Gleis in die Straßenmitte. Die Endstelle lag vor der Gaststätte „Haus Lucas“ in der heutigen Dietrich-Benking-Straße.

Grundsätzlich verkehrten die Wagen der Hiltroper Linie im 24-Minuten-Takt. Zusammen mit der Linie „C“ ergab sich dadurch zwischen Herne und der Kolonie Constantin IV/V ein 12-Minuten-Takt.

WIRTSCHAFTLICHE PROBLEME

Die ursprünglich geplante Weiterführung der Hiltroper Linie über die Endstelle vor der Gaststätte „Haus Lucas“ hinaus bis zur Siedlung „Grümerbaum“ scheiterte an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die die Westfälische Straßenbahn GmbH zunehmend geriet.

Die 1928 von der Westfälischen Straßenbahn geplante Straßenbahnlinie von der evangelischen Hauptkirche in Herne über die Bergstraße nach Bergen wurde ebenfalls nicht gebaut. Der Antrag der Westfälischen Straßenbahn an die Stadt Herne, die erforderlichen Garantien für die Linie zu übernehmen, wurde vom Magistrat 1929 abgelehnt.

IM KONKURSVERFAHREN

Die Westfälische Straßenbahn hatte einen Ausweg aus der Finanzkrise in einer Ausweitung ihres Angebotes gesucht, aber nicht gefunden. So mußte sie am 12. Dezember 1931 wegen Überspannung ihrer finanziellen Möglichkeiten Konkurs anmelden.

Als Konkursverwalter wurde die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eingesetzt. Unter ihrer Verwaltung lief der Verkehr zwischen Herne und Gerthe sowie zwischen Herne und Röllinghausen zunächst im gewohnten Maß weiter. Der Streckenast von der Kolonie Constantin IV/V nach Hiltrop wurde jedoch schon 1931, zwei Jahre nach der Eröffnung, eingestellt. Die Linien C und D wurden zu einer neuen Linie „D“ von Gerthe über Herne nach Röllinghausen zusammengelegt.

Am 8. Dezember 1937, wurde das Konkursverfahren der Westfälischen Straßenbahn mit einem Zwangsvergleich eingestellt. Alle Sachwerte wurden an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG übereignet.

Am 31. Januar 1938 wurde der Straßenbahnverkehr auf der Linie C zwischen Horsthausen und Gerthe eingestellt und ab dem 1. Februar 1938 durch die Omnibuslinie D ersetzt. Als vorläufiges Depot diente anfangs das Freigelände im Betriebshof Gerthe.

Die Gleise der Straßenbahn wurden etwa 1940 demontiert. Das hier gezeigte Foto der Abbrucharbeiten, das Horst-Dieter Kuligga 1977 in seinem Buch „Hiltrop im Wandel der Zeit“ veröffentlichen konnte, ist bis heute das einzige Bilddokument der Straßenbahn in Hiltrop. Das Original des Bildes war schon 1987 nicht mehr auffindbar.

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