KOHLE NACH WEITMAR

In Bochum bemühten sich die Westfälischen Stahlwerke in Weitmar (später Bismarckhütte / Rombacher Hütte) in Gesprächen mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Westfälischen Straßenbahn GmbH um eine Versorgung ihres Hüttenbetriebs mit Kohle aus nahe gelegenen Zechen.

Im April 1917 führte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG erste Kohletransporte zwischen der Zeche Constantin in Riemke und den Westfälischen Stahlwerken durch. Dafür war ein rund 800 Meter langes Anschlussgleis von der Strecke Bochum – Hattingen durch die Friedrichstraße (heute Kohlenstraße) auf das Gelände der Stahlwerke gelegt worden.

UMSCHLAG IN DER WIESCHERSTRASSE

Ab dem 17. Dezember 1917 war es auch für die Westfälische Straßenbahn möglich, Kohle über das Anschlussgleis zu den Stahlwerken zu fahren. Geliefert wurde sie von den Zechen Constantin III und Constantin IV.

Die Beladung der Straßenbahn-Güterwagen an der Schachtanlage Constantin IV erfolgte an der Landwehrstraße im Verlauf der Straßenbahnstrecke von Herne nach Gerthe. Hier hatte man an der Ecke Kronenstraße / Wiescherstraße, wo sich eine Überführung der Anschlussbahn der Zeche Constantin befand, eine Kohlenverladestelle gebaut. Das 67 Meter lange Ladegleis zweigte von der Strecke Herne – Gerthe in der Kurve unmittelbar vor der Brücke ab und lag auf der südlichen Seite der Wiescherstraße. Hinter der Überführung mündete es in die Ausweiche Wiescherstraße ein.

Der hölzerne Kohlebunker faßte 40 bis 50 Tonnen. Über ihn konnte die Kohle von den Wagen der Zechenbahn direkt in die unter dem Bunker stehenden Güterwagen der Westfälischen Straßenbahn entladen werden.

Über die Strecke von Gerthe nach Bochum, in deren Verlauf die als Ausweiche angelegte Verladeanlage der Schachtanlage Constantin III lag, fuhren die Kohlenzüge in die Bochumer Innenstadt und vor dort über die Strecke nach Hattingen bis zum Anschlussgleis in der Friedrichstraße.

LINIENWAGEN IM GÜTEREINSATZ

Das Titelbild des Kapitels stammt aus dem 1919 erschienenen Jubiläumsbuch „10 Jahre Westfälische Straßenbahn G.m.b.H.“. Es zeigt Triebwagen 13 der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen als Zugwagen am Kohlenbunker in der Wiescherstraße.

Das Bild ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Es zeigt, dass die Westfälische Straßenbahn die Triebwagen der gepachteten Strecke freizügig in ihrem Netz einsetzte – mit westfälischem Wappen und der Eigentümerbezeichnung „Westfälische Strassenbahn“, aber noch unter der Nummer der „Kommunalen“. Weiterhin trägt der Wagen das Seitenschild der Linie Herne – Höntrop. Er wurde somit ohne Anpassungen aus dem regulären Liniendienst für den Güterverkehrseinsatz abgezogen.

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