Am 31. März 1945 musste der Betrieb der Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel aufgrund der Kriegsereignisse eingestellt werden. Zwei Triebwagen waren als Bau von Panzersperren verwendet worden. Sie wurden zerstört, behinderten in der Folge aber auch den Straßenbahnverkehr.
Am 8. Juni 1945 war die Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel der erste Betrieb im mittleren Ruhrgebiet, der den Linienverkehr wieder aufnehmen konnte – zunächst zwischen der Schule an der Mont-Cenis-Straße in Herne und dem Amtshaus in Sodingen. Wenig später, am 16. Juni 1945 war auch die Strecke nach Castrop wieder betriebsbereit. Am 10. August 1945 war die Gesamtstrecke zwischen dem Bahnhof in Herne und dem Münsterplatz in Castrop wieder befahrbar.
KURZER AUFSCHWUNG
In den folgenden Monaten kam es zu einem Aufschwung des Straßenbahnverkehrs. Das ermutigte das Verkehrsunternehmen, neue Straßenbahnwagen zu bestellen.
Die Stadt entschied sich für dreiachsige Aufbauwagen aus dem Angebot der Waggonfabrik Westwaggon in Köln. Das dreiachsige Fahrwerk galt als hochmodern. Als Gesellschafter der Westfälischen Straßenbahn GmbH hatten die Entscheider in Herne die guten Erfahrungen, die man dort 1931 und 1932 mit dem Prototyp eines dreiachsigen Straßenbahnwagens gemacht hatte, nicht vergessen.
Die 1948 in Köln bestellten Wagen wurden 1949 geliefert. Ihre Inbetriebnahme wurde mit „großem Bahnhof“ gefeiert. Zugleich wurde die bisherige Linienbezeichnung „B“ aufgegeben und von der neuen Bezeichnung als Linie 1 abgelöst.
Im täglichen Einsatz waren die neuen Fahrzeuge in der Regel als Einzelwagen unterwegs. Einen solchen sehen wir auf dem etwa 1952 aufgenommenen Beitragsbild im Abzweig von der Bahnhofstraße zur Mont-Cenis-Straße (Bildarchiv der Stadt Herne).
Bemerkenswert ist das an der Oberleitung im Vordergrund angebrachte dreieckige Schild. Es signalisiert den Straßenbahnfahrern, zumindest im Bereich des Abzweigs zur Mont-Cenis-Straße das in der Bahnhofstraße gefahrene Tempo auf 5 km/h zu reduzieren.