NACH RÖLLINGHAUSEN

Im Jahr 1911 wurde eine Verlängerung der Straßenbahn der Stadt Herne in Gerthe über die Gleise der Bochum-Castroper Straßenbahn zur Schachtanlage Lothringen I/II geplant. Dieses Vorhaben wurde am 26. Oktober 1911 vom Minister für öffentliche Arbeiten genehmigt.

Von der vermeintlichen Angebotsverbesserung versprach sich der Verwaltungs-Ausschuss der Straßenbahn der Stadt Herne keinen nachhaltigen Erfolg, zumal die Straßenbahnverbindungen aufgrund der räumlichen Nähe von Zechen und Bergbausiedlungen in der Regel nicht für den Arbeiterverkehr benötigt wurden. So mussten Fahrgäste, die von der Endstelle der Herner Linie an der Apotheke in Gerthe zur Zeche Lothringen weiterfahren wollten, weiterhin in die Wagen der Bochum-Castroper Straßenbahn umsteigen.

Wesentlich bessere Chancen auf eine Umsetzung hatte ein Plan, den die Straßenbahn Herne – Sodingen bereits am 24. Januar 1910 der Stadt Herne vorgeschlagen hatte. Es ging um die Verlängerung der Straßenbahn der Stadt Herne von der Hauptkirche in nördlicher Richtung nach Horsthausen.

VERTRAGLICHE AUFLAGEN

Die Initiative der Stadt Herne, die Kommunale Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen an die Westfälische Straßenbahn GmbH zu verpachten, war am Ende erfolgreich, weil sich das Unternehmen verpflichtete, weitere Strecken im Anschluß an die Straßenbahnlinie Herne – Höntrop zu bauen.

Die Westfälische Straßenbahn GmbH ging dafür sogar in Vorleistung. Dies betraf insbesondere die bereits im Januar 1910 durch die Straßenbahn Herne – Sodingen angeregte Verbindung nach Horsthausen.

Horsthausen, einst eine unbedeutende Bauernschaft nordöstlich Hernes, war durch die Abteufung der Schächte I bis IV der Zeche Friedrich der Große in den Jahren 1874 bis 1907 zu einer großen Gemeinde geworden. Von 2.406 Einwohnern im Jahr 1895 verdoppelte sich die Bevölkerung annähernd auf 4.665 Einwohner im Jahr 1905. Am 1. April 1908 wurde Horsthausen nach Herne eingemeindet.

Das Beitragsbild aus dem Bildarchiv der Stadt Herne zeigt die Zeche und den Stadtteil um 1920. Am oberen Bildrand ist der sogenannte „Stichkanal“ zu sehen.

Am 4. Juli 1912 beauftragte die Stadt Herne die Westfälische Straßenbahn GmbH, eine eingleisige Straßenbahn von Herne über Horsthausen nach Röllinghausen zu bauen. Gleichzeitig übernahm sie die Zinsgarantie für das Anlagekapital der Strecke.

Der Aufsichtsrat der Westfälischen Straßenbahn entsprach dem Wunsch Hernes. Bereits am 14. September 1912 begann das Unternehmen mit den Bauarbeiten, der Regierungspräsident in Arnsberg genehmigte die Linie am 9. November 1912.

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