GEMEINSAM IN HERNE

Am 15. Mai 1847 eröffnete die Köln-Mindener-Eisenbahn die erste Eisenbahnlinie im Ruhrgebiet. Das flache Gelände des Emscherbruchs bot für die Trassenführung der Bahn nur in geringem Umfang natürliche Hindernisse. Für Herne und das südlich benachbarte Bochum legte die Bahngesellschaft den Haltepunkt „Herne-Bochum“ an. Bochum erhielt erst mit der Eröffnung der Bergisch-Märkischen Eisenbahn am 26. Oktober 1860 einen Bahnhof, den späteren Bahnhof Bochum-Süd.

Vom damaligen Herner Dorfkern im Bereich der Kreuzkirche zum Bahnhof lag eine Distanz von rund einem Kilometer. Hier liegen die Wurzeln der heutigen Bahnhofstraße.

Die Strünkeder Straße (später als „untere“ Bahnhofstraße bezeichnet) verband den Bahnhof mit der bis 1908 selbständigen Gemeinde Baukau. Im Bereich des Wasserschlosses Strünkede führte die als Chaussee ausgebaute Straße über die Emscher weiter nach Recklinghausen.

Das gemauerte und mit eleganten Fassaden ausgestattete Bahnhofsgebäude hatte die Köln-Minderner-Bahn in einem für die Hochbauten der Bahn standardisierten Baustil errichtet. Allerdings: Der Herner Bahnhof war für den Personenverkehr ein Durchgangsbahnhof. Das hatte zur Folge, dass ihm bis heute nicht in den Rang eines „Hauptbahnhofs“ zugesprochen wurde.

Im Westen und Osten des Bahnhofs hatte die Eisenbahn ihre Gleisanlagen erheblich erweitert: Im einstigen Herner Ostbahnhof wurden Ferngüterzüge zusammengestellt, der damalige Westbahnhof war ein Haltepunkt für Personenzüge und diente außerdem dem Güternahverkehr. Im Westen mündeten zudem drei eingleisige Güterbahnstrecken aus Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen in die Hauptstrecke ein. Darüber hinaus waren elf Bergwerke und Fabriken an die Bahn angeschlossen.

45 MINUTEN WARTEZEIT

Der Übergang der Bahnhofstraße wurde mit einer Schrankenanlage gesichert. Meist waren diese Schranken geschlossen, so dass bei der Planung der Straßenbahnlinien von Bochum nach Herne und von Herne nach Recklinghausen nicht an eine durchgehende Gleisführung zu denken war.

1908, im Eröffnungsjahr der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen, passierten täglich 69 Personen- und 312 Güterzüge die Strecke. Um ußgängern eine einfache Passage der Bahngleise zu ermöglichen, hatte man eine Brücke gebaut. Fuhrwerke mussten demgegenüber bis zu 45 Minuten warten.

Die hier als Titelbild gezeigte Postkarte aus der Zeit um die Jahrhundertwende (Sammlung Bildarchiv der Stadt Herne) dokumentiert die Situation am Bahnhof. Hinter den Bahnschranken ist die Endstelle der Straßenbahn Bochum – Herne zu erkennen.

Die nachfolgende Postkarte zeigt den Bahnübergang in Richtung Baukau. In der Vergrößerung ist im Hintergrund ein Triebwagen der Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen zu erkennen. Ein liebenswertes Detail sind die beiden jungen auf der Fußgängerbrücke, die sehr interessiert das Geschehen im Bahnhof Herne beobachten.

  • Der Bahnübergang am Bahnhof Herne und das Kaiserliche Postamt, aufgenommen 1905.
    Verlag Friedrich Schulte, Herne - Sammlung Ludwig Schönefeld

KATASTROPHALE VERHÄLTNISSE

Dem wachsenden Fuhrwerksverkehr auf der Straße war die Infrastruktur nicht mehr gewachsen. Im Laufe des Jahres 1907 forderte das Miniterium für öffentliche Arbeiten die Eisenbahn-Direktion Essen auf, mit der Stadt Herne Verhandlungen zur Verbesserung der katastrophalen Verkehrsverhältnisse aufzunehmen.

Nach langen Verhandlungen wurde beschlossen, die Bahnanlagen höher zu legen, um am Bahnhof Herne Raum für eine Straßenunterführung zu gewinnen. Gleichzeitig sollten die Gleisführung optimiert und ein neues Bahnhofsgebäude gebaut werden.

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