KOOPERATION – VERKAUF

Im Zusammenhang mit der vom Siedlungsverband Ruhrgebiet (SVR) angeregten Kooperation der Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet vereinbarten die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und die Straßenbahn Herne – Recklinghausen ab dem 15. November 1927 einen Gemeinschaftsverkehr zwischen Herne und Hattingen.

Eine wichtige Voraussetzung dafür war der Umbau der Oberleitungsanlagen zwischen Herne und Recklinghausen auf den in Bochum üblichen Betrieb mit Schleifbügeln. Die Fahrzeuge der Straßenbahn Herne – Recklinghausen erhielten Scherenstromabnehmer und „Albert“-Kupplungen.

Im Dezember 1927 waren die technischen Voraussetzungen erfüllt, so dass man den Gemeinschaftsverkehr bei der Aufsichtsbehörde beantragen konnte.

JUBILÄUM IN RECKLINGHAUSEN-SÜD

In die Zeit des Wartens auf die Genehmigungsurkunde für den Gemeinschaftsverkehr fiel das 30. Jubiläum der Straßenbahn Herne – Recklinghausen. Es wurde im Februar 1928 feierlich begangen.

Das im Stadtarchiv Gladbeck erhaltene Beitragsbild entstand aus diesem Anlass. Der Bedeutung des Jahrestages entsprechend, hatte man die Fassade der Wagenhalle aufwendig mit Glühlampen geschmückt. Die Straßenbahnwagen tragen noch die seit der Einführung des Gemeinschaftsverkehrs verwendete Linienbezeichnung „A“.

AUFNAHME DES DURCHGANGSVERKEHRS

Am 20. Juni 1928 konnte der „Durchgangsverkehr“ zwischen Recklinghausen und Hattingen aufgenommen werden. Ganz durchgängig war die Strecke gleichwohl nicht: Da die Motorisierung der von der Straßenbahn Herne – Recklinghausen eingesetzten Vierachser für die steigungsreiche Fahrt nach Hattingen nicht ausreichte, konnten diese nur bis zum Bahnhof Bochum-Süd fahren.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bezeichnete ihre zwischen Recklinghausen und Hattingen fahrenden Wagen als Linie 2. Sie ging davon aus, dass für die von Bochum-Süd nach Recklinghausen fahrenden Wagen der Straßenbahn Herne – Recklinghausen – wie vereinbart – das Liniensignal „8“ verwendet werden sollte. Diese jedoch behielt anfangs für ihre Kurse das Liniensignal „A“ bei.

Das sorgte für Verwirrung: Das Liniensignal „A“ wurde in Bochum seit jeher für die Verbindung der Westfälischen Straßenbahn von Bochum nach Gerthe genutzt. In Recklinghausen wurde die Verbindung der Vestischen Kleinbahnen nach Erkenschwick als Linie 2 betrieben.

Binnen eines Monats fand man einen Kompromiss: Vom 20. Juli 1928 an verwendete die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG für die von Hattingen nach Recklinghausen fahrenden Wagen die Linienbezeichnung „8“. Die von Bochum-Süd nach Recklinghausen fahrenden Wagen der Straßenbahn Herne – Recklinghausen fuhren als „8 a“. Das Liniensignal „2“ wurde fortan für Verstärkungswagen zwischen dem Gleiswechsel am Bochumer Engelbert-Brunnen und Hattingen genutzt.

Die Linienbezeichnung „8 a“ war auch eine Hilfestellung für die Fahrgäste. In Abgrenzung zu der in Bochum verkehrenden Linie A der Westfälischen Straßenbahn GmbH wurde der Buchstabe „a“ klein geschrieben. Zum 1. Oktober 1936 wurde dann auch die Bezeichnung „8 a“ aufgegeben und durch die neue Liniennummer 18 ersetzt.

Das nachfolgende Bild, eine Postkarte aus dem Verlag Hermann Lorch, Dortmund, aus dem Frühjahr 1932 zeigt einen Triebwagen der Straßenbahn Herne – Recklinghausen auf der Fahrt von Recklinghausen nach Bochum (Sammlung Ludwig Schönefeld).

VERKAUF AN DIE VESTISCHE

Am 28. Oktober 1939 verkauften die Gesellschafter Anlagen und Fahrzeuge der Straßenbahn Herne – Recklinghausen an die Vestische Kleinbahnen GmbH.

Die 80 Beschäftigten wurden übernommen. Der Betriebshof an der Bochumer Straße wurde jedoch stillgelegt. Der Betriebshof Recklinghausen, der aufgrund der nicht verwirklichten Verbindung von Recklinghausen über Hochlarmark und Recklinghausen-Süd nach Suderwich überdimensioniert war, konnte dadurch besser ausgenutzt werden.

Die Gebäude in Recklinghausen-Süd wurden zunächst durch das benachbarte Gaswerk und nach dem Zweiten Weltkrieg als LKW-Werkstatt und Autohof genutzt. Im Volksmund erhielt sich über Jahrzehnte die aus den ersten Jahren der Straßenbahnzeit stammende Bezeichnung „Kraftstation“.

Im Dezember 1939 wurde auch der Gemeinschaftsverkehr mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eingestellt. Die Linienbezeichnung „18“ wurde jedoch von der Vestischen Kleinbahnen GmbH für die Strecke von Herne nach Recklinghausen beibehalten.

Das Streckenstück zwischen der Einmündung der Bismarckstraße in Baukau und dem Herner Bahnhof wurde im Tausch gegen die Endstelle in Buer von der Vestischen Kleinbahnen GmbH auf die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG übertragen. Es wurde jedoch weiterhin von den aus Recklinghausen kommenden Wagen genutzt.

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