Von der Bochumerstrasse (heute Eickeler Straße) kommend führte das Gleis der Straßenbahn über die östliche Herzogstraße zum Eickeler Markt. Diesen passierte die Straßenbahn auf der Südseite, um dann über die sehr enge Straßenschlucht der westlichen Herzogstraße die Kaiserstraße (heute Hauptstraße) zu erreichen.
Um die Jahrhundertwende war der Eickeler Markt ein hübscher Stadtplatz. Auf der Westseite wurde er durch die Königstrasse begrenzt, auf der später die Straßenbahnlinie von Baukau nach Höntrop verkehrte. Auf der östlichen Seite erhob sich das Sudhaus der Brauerei Hülsmann.
Im Zentrum des Platzes befand sich um die Jahrhundertwende ein hübscher Brunnen. Nach der Einführung der Gasbeleuchtung verliehen prachtvolle, mit Blumen behängte Kandelaber Platz städtisches Flair. Auch die erste öffentliche Telefonzelle in Eickel wurde auf dem Marktplatz installiert.
Um das Beitragsbild aufzunehmen, bestieg der Fotograf das Sudhaus der Brauerei Hülsmann. Der Blick fällt im Osten auf den imposanten Bau der am 1. August 1886 geweihten St. Marien Kirche an der Herzogstraße. Davor sehen wir die für den Eickeler Markt bis zum Zweiten Weltkrieg charakteristische Häuserzeile aus dem Kaufhaus und Bekleidungsgeschäft Baum und dem Schuhwarenhaus von Theodor Stengel.
Theodor Stengel verkleinerte später sein Ladenlokal zugunsten einer Filiale von Kaisers Kaffee. Später übernahm die Sparkasse Wanne-Eickel Stengels Ladenlokal. Das Kaufhaus- und Bekleidungsgeschäft Baum wurde unter dem Namen Mauser über den Zweiten Weltkrieg weitergeführt.
Auf der rechten Seite ist an einem der älteren Häuser die große Werbeuhr von Uhren Neuhaus zu sehen. Rechts daneben befand sich das Geschäftshaus von A. Metzeler.
GEBRÜDER KAUFMANN
Im Hintergrund rechts ist an einer hochaufragenden Fassade die Aufschrift „Gebr. Kaufmann“ zu erkennen. Nach der Stadtwerdung von Wanne-Eickel warb das Kaufhaus an der Herzogstrasse 2 damit, am Ort das größte Kaufhaus für Kleiderstoffe und Baumwollwaren zu sein. In einer „Spezial-Abteilung“ boten die Brüder Kaufmann darüber hinaus Putz- und Kurzwaren sowie Besatz- und Nähartikel an.
„Unser Lokal mit seinen 31 Schaufenstern“, so heißt es in einer zeitgenössischen Zeitungsanzeige, „ist die grösste Sehenswürdigkeit von Wanne-Eickel.“ In der gleichen Anzeige warb Gebr. Kaufmann damit, bei Einkäufen ab 5 Mark das Fahrgeld der elektrischen Bahn zu vergüten.
Es darf angenommen werden, dass auch einige Fahrgäste des auf der Postkarte gezeigten Straßenbahnwagens die Fahrt nach Eickel für einen Einkauf bei Gebr. Kaufmann angetreten haben. Nach kurzem Aufenthalt wird die Straßenbahn den Marktplatz über die westliche Herzogstrasse in Richtung Wanne verlassen.
Der nachfolgende Plan illustriert die Lage der Straßenbahnstrecken am Eickeler Markt nach der Eröffnung der Kommunalen Straßenbahn zwischen Baukau und Höntrop auf Basis eines Luftbildes aus den 1920er-Jahren (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0). Rot ist die Strecke der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eingezeichnet, grün die der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen.
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