BERLINER STRASSE

Eine der wichtigsten Durchgangsstraßen in Wanne-Eickel ist die Berliner Straße (L 639). Sie verbindet die Florastraße in Gelsenkirchen mit der Dorstener Straße zwischen den Herner Stadtbezirken Wanne und Herne-Mitte.

Die Geburtsstunde der Straße schlug bereits in den 1920er-Jahren. Damals plante der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) ein übergreifendes Straßennetz für das Ruhrgebiet. Ein wesentlicher Baustein war die Ost-West-Tangente III (OW III).

Als erstes Teilstück wurde 1927 auf der Trasse des alten Parallelweges zwischen dem Glückaufplatz und dem Hauptbahnhof Wanne-Eickel eine neue Tangente angelegt. Sie übernahm in Fortführung der östlich des Bahnhofs verlaufenden Herner Straße den Namen Herner Straße.

Der Neubau der Straße eröffnete die Chance, die Straßenbahnlinien 3 aus Gelsenkirchen und 6 aus Bochum vom Glückaufplatz direkt zum Hauptbahnhof zu führen.

Historische Fotos wie das als Titelbild verwendete Postkartenmotiv (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld) belegen die großzügige Anlage der Straße. In der Straßenmitte gab es einen doppelgleisigen Bahnkörper. Am Glückaufplatz entstand ein Gleisdreieck.

Ebenso wurden neue Haltestelleninseln angelegt. Sie wurden mit „Essener Leuchtschildern“ ausgestattet. Diese modernen Haltestellenschilder hatte die Essener Straßenbahn nach den Empfehlungen des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk entwickelt.

SACKGASSE

Die Straßentrasse und die neuen Gleise wurden bis unmittelbar vor den Hauptbahnhof geführt. Auf dem folgenden Foto sind rechts die Gittermasten der Oberleitung in der Herner Straße gut zu erkennen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Dennoch blieb die Trasse eine Sackgasse. Die vollständig fertiggestellte Gleis- und Oberleitungsanlage wurde im Linienverkehr nicht in Betrieb genommen. Der Anschluss an die Endstellenanlage am Hauptbahnhof, die einen doppelgleisigen Abzweig erfordert hätte, unterblieb.

Anfang der 1950er-Jahre wurden die Gleise entfernt. Auf Postkarten, deren Vorlagen in den 1960er-Jahren fotografiert wurden, war die ehemalige Gleislage noch als dunkler Teerstreifen zu erkennen.

Die westliche Herner Straße wurde am 9. März 1972 mit der am 2. November 1950 dem Verkehr übergebenen OW III (Heidstraße – Dorstener Straße) zur neuen Berliner Straße zusammengeführt. Zwischen dem Glückaufplatz und der Gelsenkircher Straße entstand in den 1980er-Jahren ein weiteres, gänzlich neues Teilstück der Berliner Straße. Dafür mussten die Häuser an der Ecke Glückaufplatz / Gelsenkircher Straße weichen. Darunter auch der ehemalige Gasthof von August Fork.

  • Der Neubau von Bresser & Sohn und der Abzweig in die Herner Straße.
    Postkarte ohne Verlagsangabe - Sammlung Ludwig Schönefeld