Die vom SVR angeregte, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit führte zur Einrichtung gemeinsamer Linien der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Westfälischen Straßenbahn GmbH.
LINIE 3
Die Westfälische Straßenbahn GmbH reaktivierte Anfang April 1923 den Straßenbahnbetrieb auf dem Herner Abschnitt der Linie Herne – Höntrop. Im Gemeinschaftsverkehr mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurde am 11. April 1923 der Verkehr auf der Linie 3 Herne – Eickel II – Wanne – Gelsenkirchen aufgenommen (siehe „In Wanne-Eickel“ / „Von Eickel II“).
Bereits im Frühjahr 1923 hatten die französischen Soldaten den Bahnhof Wanne-Eickel geschlossen und zugleich den Bahnverkehr auf allen von Wanne-Eickel ausgehenden Strecken erheblich eingeschränkt oder behindert. Um die Bevölkerung mit wichtigen Grundnahrungsmitteln zu versorgen, organisierten die Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop, die Straßenbahn Herne – Recklinghausen und die Vestischen Kleinbahnen GmbH Milchtransporte zwischen Herne und Marl-Sinsen.
Für die Verkehrsbedürfnisse der Bevölkerung war nach den Einschränkungen im Eisenbahnverkehr eine alternative Städteverbindung von Herne über Wanne-Eickel nach Gelsenkirchen außerordentlich wichtig. Dank guter Beziehungen zur Besatzungmacht, der Einführung der Rentenmark am 13. Oktober 1923 und der Einführung der neuen Reichsmark im August 1924 besserte sich die wirtschaftliche Lage. Zugleich konnte das Nahverkehrsangebot wieder ausgebaut werden.
Die Westfälische Straßenbahn GmbH und die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG konnten auf dieser Basis den Gemeinschaftsverkehr im gesamten Verkehrsgebiet ausbauen. Auch die vorübergehend stillgelegten Streckenabschnitte zwischen Eickel II (Holsterhausen) und Höntrop sowie zwischen Herne und Röllinghausen konnten wieder in Betrieb genommen werden.
LINIE 5
Ab dem 6. September 1924 ergänzte die Linie 5 Eickel II – Eickel Markt – Günnigfeld – Gelsenkirchen Hauptbahnhof – Horst Süd den Gemeinschaftsverkehr der Linie 3 auf der Relation Herne Bf. – Eickel II – Wanne-Eickel Hbf. – Gelsenkirchen Hbf..
LINIE C
Zehn Tage später, am 16. September 1924 wurde auch der Verkehr zwischen Gerthe, Herne, Horsthausen und Röllinghausen als Linie „C“ wieder aufgenommen. Sie wurde am 18. September 1925 (nach anderen Quellen bereits am 16. Mai 1925) an der Endstelle in Röllinghausen mit der an gleicher Stelle liegenden Endstelle der Vestischen Kleinbahnen GmbH verbunden und bis Recklinghausen weitergeführt. Die Gesamtlänge dieser Linie betrug jetzt 16,3 Kilometer.
EIN TORNADO …
Fotos aus der Zeit des Gemeinschaftsverkehrs sind selten. Eines dieser seltenen Dokumente verdanken wir einem Tornado, der in den ersten gemeinsamen Betriebsmonaten das Ruhrgebiet heimsuchte.
Eine Windhose erfasste das Dach des Hauses Vinckestraße 8 in Herne. Balken und Dachziegel stürzten auf den unterhalb des Hauses an der Ausweiche auf die Abfahrt nach Gelsenkirchen Hauptbahnhof wartenden Triebwagen 93 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Die Zeitung schrieb dazu: „Die Straßenbahn wies nur geringe Eindrücke auf, hingegen waren die Leitungsdrähte völlig zerstört. Die beiden Beamten (!) der Straßenbahn und die Fahrgäste blieben unverletzt.“
Bis heute sind die Zeitungsfotos die einzigen bekannten Bilddokumente aus der Frühzeit des Gemeinschaftsverkehrs auf der Linie 3 (Zeitungsausschnitt im BOGESTRA-Fotoarchiv).