GROSSE PLÄNE

Der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft im Landkreis Gelsenkirchen und in ihrer Nachfolge der Westfälische Straßenbahn ermöglichte die Strecke in der Dorstener Chaussee auf kurzem Weg einen Zugang zum Bahnhof Wanne. Sie war darüber hinaus von strategischer Bedeutung. Der Verlauf der Dorstener Chaussee bot die Chance eines weiteren Ausbaus des Streckennetzes nach Buer, Gelsenkirchen und in den Landkreis Recklinghausen.

In diesem Kontext wurden große Pläne geschmiedet: Mitte der 1920er-Jahre etwa untersuchten der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) und die Westfälischen Straßenbahn eine Reihe neuer / alternativer Streckenführungen zwischen Holsterhausen und Baukau, um das Gebiet im Nordosten der Dorstener Chaussee mit der Straßenbahn zu erschließen. In der Folge sollten hier neue Wohngebiete ausgewiesen werden. Die damals ausgearbeiteten Alternativen zeigt der folgende Plan (Stadt Herne, Stadtplanungsamt). Unten links befindet sich die Kreuzung der Dorstener Straße mit der Bielefelder- und der Friedrichstraße, etwas weiter rechts die Juliastraße:

BELIEBTE GASTHÄUSER

Für die Fahrgäste zählte, dass die kurze Linie eine schnelle Verbindung zwischen dem Ortsteil Holsterhausen und dem Wanner Bahnhof herstellte. Alternativ konnte der Weg nur zu Fuß oder von 1908 bis zur Inbetriebnahme der „L“ mit den Linien G und 6 über Eickel bewältigt werden.

Ein weiterer Grund für die gut gefüllten Straßenbahnwagen war möglicherweise die Beliebtheit der Gasthäuser rund um den Holsterhauser Markt. Dazu zählte vor allem die „Restauration Zur Post“ auf der östlichen Seite der Dorstener Chaussee. Das Haus wurde anfangs von der Familie Dingebauer bewirtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Familie Oelmann die Gastronomie. Wir sehen den Gasthof auf dem Beitragsbild im Jahr 1908 (Verlag J. Schott, Holsterhausen – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Direkt gegenüber befand sich des Holsterhauser Gemeindegasthaus. Bewirtet wurde es anfangs von Josef Jacobs, später von Paul Jacobs. Ab 1932 nannte sich die Gaststätte „Zur Erholung“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt und nur noch in vereinfachter Form wieder aufgebaut.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Dorstener Straße wurden die Gasthäuser in den 1960er-Jahren abgebrochen. Da war die Straßenbahn schon Geschichte.

  • 1918 hieß das Gasthaus an der Dorsterner Straße 245 noch "Gemeindegasthaus".
    Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund (Ausschnitt) - Sammlung Ludwig Schönefeld