VON GELSENKIRCHEN

In Gelsenkirchen wurde am 3. November 1895 die erste Straßenbahnlinie zwischen dem Neumarkt und der sogenannten Braubauerschaft eröffnet. Am 27. Dezember 1895 ging zwischen dem Schalker Markt und der Zeche Holland in Ückendorf die zweite Linie in Betrieb.

Als dritte Straßenbahnlinie eröffnete die Berliner Firma Siemens & Halske, die das Gelsenkirchener Straßenbahnnetz anfangs betrieb, eine Linie vom Neumarkt über Bulmke, Hüllen, Röhlinghausen und Bickern zum Bahnhof Wanne. Die Strecke wurde am 18. Oktober 1896 ohne größere Feierlichkeiten dem Betrieb übergeben.

Die neue Strecke begann am Betriebshof der Gelsenkirchener Straßenbahn an der Hoch-Strasse. Dort lag das Gleis auf der stadtauswärts linken, nördlichen Straßenseite der Wanner-Strasse. An der Kreuzung mit der heutigen Hüttenstraße schwenkte das Gleis in die Straßenmitte. Die nachfolgende Ausweiche Bulmke wurde genutzt, um das Gleis im weiteren Verlauf der Trasse auf die stadtauswärts rechte, südliche Straßenseite zu führen.

RÖHLINGHAUSEN / COLONIE PLUTO

Die erste Ausweiche auf dem Gebiet der heutigen Stadt Herne befand sich in Röhlinghausen in der damaligen Wanner-Strasse (heute Gelsenkirchner Straße). Sie wurde später als Wechselstelle für Beiwagen, Verstärkerlinien und Einsatzwagen genutzt, deren Fahrtziel mit „Colonie Pluto“, in neuerer Schreibweise mit „Röhlinghausen, Kolonie Pluto“ angegeben wurde. An der Gemeindegrenze von Röhlinghausen knickte die Straße um 90 Grad nach Norden ab und wurde jetzt zur Gelsenkirchner-Strasse (ohne „e“ und damals auch noch mit Doppel-s!).

Ein markanter Punkt der Strecke war die Kreuzung der Gelsenkirchner-Strasse, die damals eher einem Feldweg glich, mit der Emschertalbahn zwischen Röhlinghausen und Bickern. Hier entstand Anfang 1898 das Titelbild dieses Kapitels. Die Berliner Firma Siemens & Halske hatte als damalige Betreiberin der Gelsenkirchener Strassenbahnen einen Fotograf beauftragt, die seit 1895 neu eröffneten Strecken im Bild zu dokumentieren. In der Ausschnittvergrößerung kann man sehr schön den Siemens-Triebwagen 18 aus dem Lieferjahr 1896 erkennen (Siemens Historical Institute).

ÜBER DIE GELSENKIRCHNER-STRASSE

Nach der verschlungenen Ortsdurchfahrt in Bickern erreichte die Straßenbahn über die Fortführung der Gelsenkirchner-Strasse die mit einem Umsetzgleis ausgestattete Endstelle am Bahnhof Wanne. In Summe hatte die neue Strecke eine Länge von 7,48 Kilometern.

Ein bemerkenswertes Detail ist, dass die „Emschertalbahn“ zum Zeitpunkt der Eröffnung der Straßenbahn in den Hofackerkarten noch als „Köln-Mindener Emscherthal-Eisenbahn“ bezeichnet wurde. So wie ihre Bezeichnung später umgangssprachlich verkürzt wurde, ging es nach der Gründung der Stadt Wanne-Eickel auch der Gelsenkirchner-Strasse, die nach einem Intermezzo als „Gelsenkirchenerstraße“ (nach dem Ersten Weltkrieg) heute schlicht „Gelsenkircher Straße“ heißt.

Die Weiterführung der Strecke in Gelsenkirchen beschreibe ich im Detail auf meiner Gelsenkirchener Website DURCH 1000 FEUER.