VON „OELMANN“ ZUM SOLBAD

Zwischen der Gaststätte Oelmann an der Einmündung der Reichsstrasse und der Grenze nach Wanne hieß die Fortführung der Kaiserstrasse Victoriastrasse – zu Ehren der seit dem 17. Februar 1881 mit dem späteren Kaiser Wilhelm II. verheirateten Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg.

Kurz vor dem Haus Oelmann (Victoriastrasse 1), in der als Allee angelegten Reichsstrasse, errichteten Patrioten aus Wanne-Eickel am 26. Juni 1904 ein Bismarck-Denkmal. Die in Höhe des Denkmals und der Gaststätte liegende Straßenbahnhaltestelle erhielt später die Bezeichnung „Gesundheitsamt“, wurde aber im Volksmund lange Zeit weiterhin „Oelmann“ genannt.

THERMALBAD MIT KOHLESOLE

Von der Gaststätte Oelmann führte die Straßenbahnstrecke durch anfangs noch weitgehend unbebautes Gebiet zum Kurhotel, einem Betrieb des Sol- und Thermalbades Wilhelmsquelle. Wir sehen es hier als Beitragsbild auf einer Postkarte aus dem Jahr 1903 (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld). Anders als auf der Karte beschrieben, lag das Kurhotel noch auf dem Gebiet des Amtes Eickel. Die Grenze zum Amt Wanne verlief unmittelbar hinter dem Hotel in Höhe der damaligen Verbindungsstraße (heute Am Solbad).

Die 1894 durch den Bauunternehmer August Franke gegründete Heilanstalt nutzte anfangs Thermalsole, die in rund 600 Metern auf der zwei Kilometer entfernten Schachtanlage Pluto gefunden worden war. Über eine Rohrleitung wurde sie zum Kurhotel an der Kaiserstraße gepumpt. Vor allem bei Rheumaerkrankungen versprach die 30 bis 40 Grad warme Sole Linderung. Im Volksmund wurde das Ensemble aus Hotel und Badebetrieb kurz „Solbad“ genannt.

Das Sol- und Thermalbad Wilhelmsquelle begründete den Ruf Wanne-Eickels als Sol- und Thermalbad. Die oben eingefügte Postkarte wurde 1905 von Cramers Kunstanstalt in Dortmund aufgelegt. Das Kur-Hotel zeigt sich in seiner ursprünglichen architektonischen Gestalt. Zur Modernität der Jahrhundertwende gehörte 1905 auch der im Jahr 1900 gebaute Weyer-Triebwagen der Straßenbahn.

In den 1920er-Jahren wurde das Hotel aufgestockt und modernisiert. Dabei ging die ursprüngliche, reich verzierte Fassade weitgehend verloren. Der gründerzeitliche Charme des Kurhaus-Viertels wich einer aufgrund der hohen Luftverschmutzung zunehmend grauen Tristesse. Die 1927 von der Kunstanstalt Hermann Lorch in Dortmund publizierte Postkarte lässt dies bereits erahnen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden das Kurhotel und die Gebäude des Badebetriebs vollständig zerstört.

Der Heil- und Kurbetrieb wurde 1949 in einem neuen Kur- und Badehaus, allerdings ohne Badebetrieb wieder aufgenommen. Heute wird die Institution unter der Bezeichnung „Rheumazentrum Ruhrgebiet“ durch die Katholischen Kliniken der St. Elisabeth Gruppe an einem neuen Standort und in modernen Gebäuden weitergeführt.

Die Bildfolge erinnert an die 1950er- und 1960er-Jahre, als Wanne-Eickel alles dafür tat, um das eher düstere Image der Industriestadt mit einem guten Ruf als Sol- und Thermalbad zu kompensieren.

  • Das 1949 errichtete neue Kurhaus half mit seinen Anwendungen vor allem Rheuma-Patienten.
    Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld