Das Potenzial der Städteverbindung zwischen Herne und Recklinghausen bestand darin, die Zentren von Herne und Recklinghausen zu verbinden. Die Anbindung des Recklinghausener Bahnhofs war dabei ein wesentlicher Aspekt.
Am 16. Juni 1904 wurde die Weiterführung der Straßenbahn vom Markt über die Kunibertistraße und die Bahnhofs-Allee, die spätere Viktoriastraße, genehmigt. Nach etwas mehr als einem halben Jahr Bauzeit konnte die Strecke am 3. Februar 1905 eröffnet werden.
Am Markt wurde das Gleis von der bestehenden Endstelle zur Nordseite des Platzes geführt. Anschließend folgte es der Kunibertistraße bis zum Kunibertitor. Hier wurde in Höhe des Bahnhofs-Hotel eine Ausweiche angelegt. Einige Meter weiter östlich befand sich die Überführung der 1870 von der Köln-Mindener-Eisenbahn eröffneten Bahnlinie.
Die Fortführung der Straßenbahn zum Bahnhof erfolgte auf der Westseite der Bahnhofs-Allee. Hier entstand das als Beitragsbild verwendete Postkartenmotiv (Verlag Hermann Hadorff & Co., Berlin (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld).
Die Streckenlänge der Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen erreichte mit der Ergänzung jetzt 9,1 Kilometer.
BAHNHOFS-ALLEE
Zwei Jahre nach der Eröffnung der Strecke zum Bahnhof Recklinghausen wurde die Bahnhofs-Allee zweigleisig ausgebaut. Den Ausschlag dafür gab der von der Recklinghausener Straßenbahn beabsichtigte Bau einer neuen Straßenbahnverbindung nach Suderwich.
Die Pläne für den Ausbau der Bahnhofs-Allee wurden am 6. Juni 1907 genehmigt. Sie sahen eine gemeinschaftlich zu nutzende doppelgleisige Trasse vor, die vor dem Bahnhofsgebäude in eine viergleisige Haltestellenanlage mündete. Die zwei westlichen Stumpfgleise dieser Anlage sollten von der Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen als Endstelle genutzt werden. Die zwei östlichen Gleise waren für die Recklinghausener Straßenbahn bestimmt. Zugleich stellten sie einen Anschluss an die bereits bestehende Strecke Recklinghausen – Herten – Wanne her.
Am 1. November 1908 wurde der neue Streckenabschnitt landespolizeilich abgenommen. Noch am gleichen Tag fuhren die Wagen der Herner Linie bis Recklinghausener Bahnhof. Die Eröffnung der Straßenbahnverbindung nach Suderwich folgte am 1. April 1909.
AUSBAU DES BAHNHOFSVORPLATZES
In den folgenden Jahren sollte sich der Bahnhofsvorplatz zum zentralen Umsteigeort des vestischen Straßenbahnnetzes weiterentwickeln.
Mit dem Netzausbau in Richtung Suderwich und Oer-Erkenschwick errichteten die Recklinghausener Strassenbahnen an der Castroper Straße einen dritten Betriebshof (nach den Betriebshöfen in Herten und Bottrop). Er wurde 1913 eröffnet und blieb bis zur Einstellung des Straßenbahnbetriebes der Vestischen Straßenbahn 1982 in Betrieb.
Im Ersten Weltkrieg stellte die Straßenbahn Herne – Recklinghausen die Aufrechterhaltung des Linienverkehrs durch die Einstellung von Frauen sicher. Ebenso beteiligte sie sich am Straßenbahngüterverkehr.
Der nachfolgende Slider enthält weitere Impressionen der Endstelle am Bahnhof. Darin enthalten ist auch ein vermutlich 1926 aufgenommenes Luftbild aus dem Archiv des Regionalverbandes Ruhrgebiet (© RVR – 1926 – dl-de/by-2-0).